
Vor kurzem schrieb ich darüber, wie sehr wir von negativen Dingen beeinflusst werden. Klimawandel, politischer Rechtsruck, Kriege weltweit usw. Alles nicht schön und man neigt an manchen Tagen dazu, sich vom nächstbesten Hochhaus zu stürzen. Aber Moment mal, da sind ja auch viele positive Ereignisse, die wir leider nur zu gerne aus den Augen verlieren.
Öffnet die Augen
Oft sind es Kleinigkeiten, die übersehen werden. Wir leben in den Tag hinein und regen uns über Umstände auf, die wir eh nicht ändern können. Warum versuchen wir nicht uns öfters mit den positiven Begebenheiten zu beschäftigen? Es gibt genügend davon, wir sehen sie nur nicht mehr, da sie vom Schatten der negativen Themen verdeckt werden. Man muss nicht mal in der weiten Welt danach suchen, es liegt oft genug direkt vor unserer Nase. Ein Beispiel gefällig?

Auf meiner heutigen Joggingrunde vorbei an Feldern und Wiesen, standen im Frühnebel an die dreißig Störche und suchten nach Fröschen, Grillen und anderen fressbaren Dingen. Hinter dem Vogelsberg waren die ersten Sonnenstrahlen zu erkennen, die die paar wenigen Wolken rötlich schimmern ließen. In einem kleinen Bach neben dem Feldweg schwamm eine Ente mit ihren beiden Jungen, die wild quakend vor mir flüchteten. Nach dem Lauf saß ich mit einer Tasse Kaffee zusammen mit meiner Partnerin auf unserer Haustreppe und wir schauten den Vögeln im Garten zu. Zwischen uns schnurrte unser Kater zufrieden vor sich hin und wartete darauf, dass wir ihm drinnen seinen Napf nochmals auffüllen. Vor uns liegt das Wochenende mit sommerlichen Temperaturen, welches wir am See und im Garten verbringen werden.

Oft hilft es zu vergleichen
Ich kann wahrlich nichts Schlechtes finden. Es sei denn, ich suche explizit danach. Dann sollte ich aber so fair sein und mein Leben, mit dem anderer Menschen vergleichen. Sterbende Soldaten in Kriegen, hungernde Kinder auf der ganzen Welt, unheilbar Kranke, die sich nichts mehr wünschen, als ein wenig mehr Zeit auf diesem schönen Planeten. Ich bin mir sicher, dass all diese Menschen ihre Sorgen und Ängste sofort mit mir tauschen würden.
Selbstverständlich sagt es sich so leicht dahin, dass man sich auf die positiven Dinge konzentrieren soll, wenn man selbst in angenehmen Umständen lebt. Ich habe einen Job, der mir meistens Spaß macht, bin abgesehen von den kleinen Problemchen, die altersbedingt sind, gesund und muss mir um das Finanzielle keine großen Sorgen machen. Andere Leute sind dazu gezwungen, aus welchem Grund auch immer, jeden Euro zweimal umzudrehen, bevor sie ihn ausgeben. Wie sagt man so schön: Geld macht nicht glücklich. Dem mag so sein, aber es beruhigt ungemein.
Nicht alles Schlechte muss schlecht gelebt werden
Zur Zeit versuche ich, wieder deutlich mehr Sport zu treiben. So weit es mein Knie zulässt, gehe ich 3-4 Mal pro Woche Joggen. Da ich vor etwas mehr als 20 Jahren einen Verkehrsunfall hatte, bei dem unter anderem meine rechte Kniescheibe gebrochen war, macht sich heute eine Knierarthrose immer häufiger bemerkbar. Als ich deswegen bei einem Sportmediziner vorstellig wurde, erzählte mir dieser erstmal nichts Neues. Das MRT-Bild zeigte das, was ich schon wusste. Das Knie sieht so aus, wie es eben nach einer Patellafraktur aussieht. Auch die Beschwerden, die ich von Zeit zu Zeit habe, seien vollkommen normal. Ich wartete nur darauf, dass er mir riet, das Joggen sein zu lassen und stattdessen lieber aufs Schwimmen umzusteigen. Doch dann stellte er mir folgende Frage: „Bereitet Ihnen das Joggen Freude?“. Die Antwort darauf fiel mir nicht schwer. Ich mag es, wenn ich morgens an „meinen“ Störchen vorbeijogge und danach auf der Treppe ausschwitze. Der Tag fühlt sich komplett anders an und ich bin wie ausgewechselt. „Dann gehen Sie weiter joggen. Früher oder später werden die Probleme mit dem Knie stärker werden. Das kann in einem oder in zwanzig Jahren der Fall sein. Was bringt es, wenn sie auf etwas verzichten, was ihr Leben lebenswerter macht, wenn das Unvermeidliche eh irgendwann kommt.“
Schneller sein als das Schicksal
Wie recht mein Arzt doch hat. Wir konzentrieren uns so darauf, dass es uns im Alter gut geht und vergessen dabei oftmals, dass das Leben heute schon gut sein darf. Vermutlich kam jeder schon mal in die Situation, dass er von jemandem gehört hat, der zu jung gestorben ist. Man denkt sich dann, dass derjenige noch das ganze Leben vor sich hatte. Gleichzeitig kenne ich Menschen, die kurz nach dem Eintritt in die Rente verstorben sind. Wie viel sie sich wohl vorgenommen haben, für die Zeit nach dem Arbeitsleben? Arbeitsleben. Was für ein doofer Begriff. Ist es richtig, die Lebenszeit zwischen der Jugend und dem Rentenalter als Arbeitsleben zu bezeichnen? Wir machen in diesem Lebensabschnitt so viele tolle Erfahrungen und dennoch bringen wir ihn primär mit der Arbeit in Verbindung. Wie traurig.
Am besten wir beginnen direkt heute damit, das Leben zu genießen. Jetzt. Nicht morgen oder wenn wir in Rente gehen. Es könnte jeden Tag vorbei sein und wie traurig es doch wäre, wenn wir dann so viele schöne Momente nicht gelebt hätten.
Weiterführende Links:
Positives Denken (ARD Mediathek)